Walldürn. Es ist die längste und eine der traditionsreichsten Fußwallfahrtsgruppen, die sich jedes Jahr auf den Weg nach Walldürn zum Kostbaren Blut machen. Die Köln-Porz-Urbacher Fußwallfahrt: In diesem Jahr kommt diese Pilgergruppe, die bis heute über Generationen hinaus gehalten hat zum 375. Mal nach Walldürn um dort das Kostbare Blut am Gnadenaltar in der Wallfahrtsbasilika zu verehren.
Der Beginn dieser langen Tradition von der jetzigen Kirche St. Bartholomäus in Köln-Porz-Urbach datiert aus dem Jahr 1648. Aber bereits im Jahr 1615 hieß der Walldürner Pfarrer und Erneuerer der Wallfahrt Jodokus Hoffius (1586-1628) erstmals die Kölner Pilger willkommen. Ursprünglich machten sich die Fußpilger aus der Kölner Kirche St. Peter auf den Weg nach Walldürn. Der Dreißigjährige Krieg aber erschwerte das Pilgern allerorts und nach dem Friedensschluss von Münster 1648, nahm die Prozession dann von Porz-Urbach bis zum heutigen Tag ihren Ausgang.
Auch in den Jahren der beiden Weltkriege machte sich eine kleine Schar auf um zum Gnadenort Walldürn zu gelangen. 1945 waren es nur 3 Pilger, darunter auch der blinde Karl Wiegand, der über 50 Jahre an dieser Wallfahrt teilnahm. Die Pilgerzahlen entwickelten sich in den folgenden Jahrzehnten rasant nach oben und in den Jahren 2004 bis 2009 erreichte die Fußwallfahrt mit rund 700 teilnehmenden Pilgern ihren Höhepunkt.
Die Kölner Fußwallfahrt musste in diesen nahezu vier Jahrhunderten zweimal wegen der Corona-Pandemie 2020 und 2021 abgesagt werden. Einzelne Pilger haben aber dennoch selbständig diese Wallfahrtstradition fortgeführt und sind alleine oder in Kleinstgruppen den 262 km langen Wallfahrtsweg nach Walldürn gegangen.
Es waren immer ganz besondere emotionale Momente als in den 70er und 80er Jahren die „Kölner“, wie sie heute noch von den Walldürnern gerne bezeichnet werden, bei zunehmender Dunkelheit auf der L 518 aus dem Wald von Richtung Gottersdorf kamen und ihre brennenden roten Lichter in den Händen hielten. Nach sieben Tagen war auch für die Köln-Walldürn-Pilger der Moment gekommen, wo sie ihren „Walldürner Dom“ erblickten. Hunderte Walldürner und Angehörige bereiteten den erschöpften aber im Glauben gestärkten Pilger am Ortseingang einen herzlichen Empfang.
Die Wallfahrt war immer schon von Persönlichkeiten geprägt, die mit ihrer Begeisterung, Authentizität und ihrem Glaubenszeugnis viele Menschen zu einer Teilnahme motiviert haben. Unvergessen bleiben die Pilgerführer Jean Schmitz, Dr. Joseph Bellinghausen und Stefan Beßlich sowie die geistlichen Leiter der Prozession, der im April dieses Jahres verstorbene Ehrenpräses Monsignore Clemens Feldhoff, später dann Pfarrer Karl-Heinz Wahlen und heute Pfarrer Johannes Mahlberg.
„Für mich sind es unter anderem die Begegnung mit Gleichgesinnten und liebgewonnenen Freunden, das gemeinsame Beten und Singen unterwegs, das Loslassen von Alltagssorgen, die gemeinsamen Feiern der Heiligen Messen und die erfahrene Gastfreundschaft und Fröhlichkeit unterwegs“, weiß Gerhard Stickel aus Erbach im Taunus zu berichten, der in diesem Jahr zum 45. Mal mitgeht und über viele Jahre in der Wallfahrtsleitung mitwirkte.
Vieles hat sich bis heute in den zurückliegenden 375 Jahren verändert. Die Bruderschaft zum Kostbaren Blut hat sich hin zu einem Verein entwickelt. Die organisatorischen Aufgaben, Hürden und Auflagen wurden immer höher, was es der jetzigen Wallfahrtsleitung mit dem Vereinsvorsitzenden und Wallfahrtsleiter Diedrich Frielinghaus nicht immer einfach machen. „Die Herausforderung der Wallfahrtsleitung ist es, eine fast 400 Jahre alte Tradition in die aktuelle Zeit zu bringen und zu erhalten. Dazu sollen nicht nur alte und neue Pilger begeistert werden. Auch die Unterstützer und Helfer entlang der Strecke, sowie die beteiligten Behörden müssen dafür gewonnen werden. Dies ist in der jetzigen Zeit, in der die Kirche an gesellschaftlichem Einfluss verliert, zunehmen schwieriger geworden“, bringt es der Wallfahrtsleiter auf den Punkt.
Am Pfingstdienstag, den 10. Juni 2025 machen sich die Fußpilger zum 375. Mal auf den Pilgerweg von Köln-Porz-Urbach nach Walldürn. Die diesjährige Wallfahrt steht unter dem Leitgedanken: Hoffnung. „Diese Hoffnung erfüllt uns auf jedem Schritt unseres Weges, getragen von der Freude des Heiligen Jahres. In der Gemeinschaft entdecken wir die Stärke des Glaubens und die Kraft der Solidarität. Mögen diese Tage der Besinnung uns neue Perspektiven und Ermutigung schenken“, schreibt die Wallfahrtsleitung auf ihrer Internetseite.
Alle wichtigen Informationen über die Wallfahrt von Köln-Porz-Urbach nach Walldürn, die Wegstrecke, Stations- und Übernachtungsorte sowie die Anmeldemöglichkeiten finden sich unter www.wallfahrt-koeln-wallduern.de.




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